Hat der Eigner sich für das richtige Boot entschieden, steht bereits die nächste Entscheidung vor der Türe: Welchen Anker wählen? Den richtigen Anker für das eigene Boot zu finden ist eine enorme Herausforderung. Dem Skipper stellen sich eine Reihe an Fragen, die alle zu beantworten sind:
– Welcher Ankertyp hält auf welchem Grund?
– Gibt es ein universelles Modell?
– Wie verstaue ich den Anker?
– Hält ein schwerer Anker besonders gut?
– Für welches Material soll ich mich entscheiden?
– Was sind Vorteile, Nachteile und wie viel kostet das überhaupt?
Um bei dem Meer an Fragen nicht die Orientierung zu verlieren, hier eine Hilfe für die Frage: Welchen Anker für welches Boot?
Die Unterschiede
Ankertypen werden anhand ihrer Bauform unterschieden. Grundlegende Ankertypen sind Anker mit Flunken und Anker, die einem Pflug nachempfunden sind. Zum ersten Modell zählen zum Beispiel der Plattenanker, der Klappanker und der Danforth. Besonders gut zu verwenden sind solche Modelle auf sandigem und weichem Untergrund. Bei Seegras oder Geröll sind diese wiederum nicht zu empfehlen. Diese Modelle lassen sich auseinandernehmen bzw. zusammenklappen, sind somit platzsparend und sind gut eher für kleinere Boote geeignet. Der Anker kann leicht in der Ankerkiste verstaut werden.
In der Kategorie der Pflugscharanker gehören Anker wie der Kobra Anker, der Delta Anker, der CQR Anker und der Bruce-Anker. Im Vergleich zum Plattenanker entfaltet sich die Haltewirkung besonders gut auf unterschiedlichen Gründen. Ein weiterer nennenswerter Vorteil liegt darin, dass sich bei diesem Ankertyp kein Schlamm an den Flunken festsetzt, der das Wiedereingraben verhindert. Jedoch sind Kobra Anker & Co. schwere Crew-Mitglieder. Sie sind häufig auf größeren Booten anzutreffen, wo sie über eine Bugrolle festsitzen.
Zwei Faktoren sind für eine gute Haltewirkung am Boden entscheidend, der Anker selbst und die Frage nach dem Untergrund. Verschiedene Anker sind für verschiedenen Untergrund zu wählen. Der Anker kann sich über zwei Möglichkeiten festsetzen. Durch einhacken bei Geröll oder Stein und durch eingraben bei Schlick, Schlamm, und Sand.
Es stellt sich nun die Frage: Welcher Grund dominiert in meinem Revier?
Anker für verschiedenen Grundbeschaffenheiten
Sand als Grund bereitet wenige Probleme. In verschiedenen Tests erreichen zahlreiche Anker gute Noten bei diesem Boden. Modelle mit Flunken oder der Bruce-Anker entwickeln hier eine besonders hohe Haltekraft und konstante Ergebnisse.
Schlick erfordert einen Plattenanker mit breiten Flunken. Durch die Form lässt sich der Anker besser in den Grund graben. Häufig handelt es sich bei Schlamm oder Schlick nur um eine Lage über einem anders beschaffenen Boden. Anker, die sich durch diese Schicht arbeiten können, haben das Potential mehr Haltekraft freizusetzen.
Eine Herausforderung bilden Geröll, Felsen, Korallen. Im Gegensatz zu weichem Grund fehlt hier die Möglichkeit des Eingrabens. Hier sind Aktertypen gefragt, die sich verhaken können. Relativ gute Ergebnisse dabei erzielt der Pflugscharanker.
Gras bildet ebenfalls eine Hürde für die meisten Anker. Auch hier ist es der Pflugscharanker, der hier noch die bestmögliche Wahl ist. Letztendlich aber bleibt die Schwierigkeit bestehen, dass sich bei diesem Grund der Anker nur an Wurzeln oder einem Vorsprung verhakt und somit keinen sicheren Halt bietet.
Die Erwartung, dass es einen einzigen Anker für Sand, Schlick, Geröll und Seegras gibt, kann folglich nicht erfüllt werden. Hier muss jeder Skipper selbst überlegen, wie und wo er das Boot nutzen möchte und welche Bodenbedingungen vor Ort herrschen. Möchte ich in Kroatien für einige Tage in einer Bucht ankern oder brauche ich das Modell nur, um kurz schwimmen zu gehen? Wer viel unterwegs ist, ist womöglich auch gut mit einem kleineren Zweitanker beraten. Crew samt Schiff sind dann auf alle Situationen bestens vorbereitet.
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Gewicht des Ankers
Das richtige Gewicht für das eigene Boot zu ermitteln, ist nicht einfach. Hier muss richtig abgewogen werden. Denken Sie erneut an Ihre Gewohnheiten und Vorlieben. Der Glaubenssatz: Je schwerer, desto besser ist beim Ankerkauf ein häufiger Irrtum. Es gibt inzwischen Modelle, die relativ wenig wiegen, aber erstaunliche Haltekräfte entwickeln können. Nicht zu vergessen ist auch, dass ab einem bestimmten Gewicht eine Ankerwinde und die damit verbundenen Kosten nicht zu umgehen sind.
Ankerdaden
Die Tabelle gibt Richtwerte an. Die Werte können abhängig von individuellen Gegebenheiten variieren.
Material
Bei der Wahl des Material gibt es in der Regel drei Varianten: verzinkter Stahl, Edelstahl oder ein Gemisch aus Aluminium-Magnesium. Häufig fällt die Entscheidung auf die verzinkten Modelle. Diese sind günstiger. Ein weiterer Vorteil vom verzinkten Stahl ist die Korrosionsbeständigkeit in warmen Gewässern wie dem Mittelmeer oder der Karibik. Edelstahl soll unter diesen Bedingungen anfälliger für Rost sein. Dies gilt ebenso für Ankerketten. Für besonders leichte Boote empfiehlt sich ein Anker aus einer Aluminium-Magnesium-Legierung.
Verstauen
Pflugscharanker und Bruce-Anker lassen sich an Bord gut über eine Bugrolle befestigen. Solch eine Lösung ist durchaus platzsparend. Häufig werden die Modelle in Kombination mit einer Ankerwinde verwendet. Plattenanker lassen sich wiederum auseinanderbauen und in einer Ankerkiste leicht verstauen. Im Ernstfall jedoch kann der Zusammenbau einigen Minuten dauern bis der Anker wieder einsatzfähig ist.
Zusammenfassung: Grundlegende Gedanken und Fragen beim Kauf
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Wie ist die Länge und das Gewicht des Bootes?
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Wie Schwer muss der Anker sein?
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Welche Bedingungen soll der Anker erfüllen?
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Grundbeschaffenheit des Reviers?
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Welcher Ankertyp für welche Grundbeschaffenheit?
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Stabilität des Ankers?
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Wie gut ist die Haltekraft?
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Material des Ankers?
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Lässt sich der Anker gut zusammen und auseinander bauen?
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Wird ein Spezialwerkzeug für den Zusammenbau gebraucht?
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Zeitaufwand der Montage?
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Lässt sich der Anker beim Ankerlichten leicht lösen?
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Lässt sich der Anker an Deck gut verstauen?